Entscheidung Nr. 2018-761 QPC vom 1. Februar 2019
Der Verfassungsrat ist am 13. November 2018 gemäß den von Artikel 61-1 der Verfassung vorgesehenen Voraussetzungen vom Staatsrat (Beschluss Nr. 423892 vom 12. November 2018) angerufen worden. Die Frage wurde für die Vereinigungen Médecins du monde, Verband der Sexarbeiter/innen, Aides, Fédération parapluie rouge, Les amis du bus des femmes, Cabiria, Griselidis, Paloma und Acceptess-t, sowie für Herrn Thierry S., Frau Giovanna R., Frau Marie S., Frau Christine D. und Frau Marianne C. von der Rechtsanwaltskanzlei Spinosi und Sureau, beim Staatsrat und beim Kassationsgerichtshof zugelassene Anwälte, erhoben. Sie wurde unter dem Aktenzeichen Nr. 2018-761 QPC beim Generalsekretariat des Verfassungsrates eingetragen. Die Frage hat die Vereinbarkeit von Artikel 131-16, Ziffer 9o bis, Artikel 225-12-1, Artikel 225-20, Absatz I, Ziffer 9o und Artikel 611-1 des Strafgesetzbuches in der Fassung des Gesetzes Nr. 2016-444 vom 13. April 2016 zur besseren Bekämpfung des Prostitutionswesens und zur Betreuung von Prostituierten mit den von der Verfassung verbürgten Rechten und Freiheiten zum Gegenstand hat.
Unter Bezugnahme auf die nachfolgenden Rechtsnormen:
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die Verfassung;
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die gesetzesvertretende Verordnung Nr. 58-1067 vom 7. November 1958, Verfassungsergänzungsgesetz über den Verfassungsrat;
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das Strafgesetzbuch;
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das Gesetz Nr. 2016-444 vom 13. April 2016 zur besseren Bekämpfung des Prostitutionswesen und zur Betreuung von Prostituierten;
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die Geschäftsordnung vom 4. Februar 2010 über das Verfahren vor dem Verfassungsrat bei vorrangigen Fragen zur Verfassungsmäßigkeit.
Unter Bezugnahme auf die nachfolgenden Verfahrensunterlagen:
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die für die als Nebenintervenienten auftretende Vereinigung Coalition pour l'abolition de la prostitution und die Stiftung Jean und Jeanne Scelles von der Rechtsanwaltskanzlei Delamarre und Jéhannin, beim Staatsrat und beim Kassationsgerichtshof zugelassene Anwälte, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 30. November 2018;
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die für die als Nebenintervenienten auftretenden Vereinigungen Amicale du nid, Zéromacho-Des hommes contre la prostitution, La Maison des femmes de Paris und Mémoire traumatique et victimologie von der Rechtsanwaltskanzlei Rocheteau und Uzan-Sarano, beim Staatsrat und beim Kassationsgerichtshof zugelassene Anwälte, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 3. Dezember 2018;
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die von dem Verein Regards de femmes eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 3. Dezember 2018;
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die für die Antragsteller, die Vereinigungen Médecins du monde, Verband der Sexarbeiter/innen, Aides, Fédération parapluie rouge, Cabiria, Griselidis und Acceptess-t, sowie Herr Thierry S., Frau Giovanna R., Frau Marie S., Frau Christine D. und Frau Marianne C., von der Rechtsanwaltskanzlei Spinosi und Sureau eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 4. Dezember 2018;
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die für den als Nebenintervenienten auftretenden Verein Les roses d'acier von Herrn RA Tewfik Bouzenoune, Rechtsanwalt der Anwaltskammer von Paris, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 4. Dezember 2018;
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die für die als Nebenintervenienten auftretenden Vereinigungen Le mouvement du nid, Osez le féminisme und La Clef von Frau RAin Lorraine Questiaux, Rechtsanwältin der Anwaltskammer von Paris, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 4. Dezember 2018;
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die für die als Nebenintervenienten auftretenden Damen und Herren Lauren S., Ambrose T., Awen M., Gaëlle F., Célia R., Céleste V., Esther K., Alan Felipe O., Jimmy P., Juan F., Kay D., Louna K., Stella J., Chloé L., Carlos Alberto M., Juan Carlos G., Mélanie B., Virginie H., Juan Francisco O., Grégory A., Segundo Servando S., Timothée A., Nathan L. und Ysé F. von Herrn RA Nicolas Gardères, Rechtsanwalt der Anwaltskammer von Paris, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 4. Dezember 2018;
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die für die antragstellende Vereinigung Les amis du bus des femmes von Frau RAin Marine Thisse, Rechtsanwältin der Anwaltskammer von Créteil, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 5. Dezember 2018;
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die für die antragstellende Vereinigung Paloma von Frau RAin Amandine Le Roy, Rechtsanwältin der Anwaltskammer von Nantes, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 5. Dezember 2018;
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die Stellungnahme des Premierministers, eingetragen am 5. Dezember 2018;
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die für den als Nebenintervenienten auftretenden Verein Équipes d'action contre le proxénétisme et d'aide aux victimes von Herrn RA Thomas Haas, beim Staatsrat und beim Kassationsgerichtshof zugelassener Anwalt, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 5. Dezember 2018;
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die für den als Nebenintervenienten auftretenden Verein Inter-LGBT von der Rechtsanwaltskanzlei Spinosi und Sureau eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 5. Dezember 2018;
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die für den als Nebenintervenienten auftretenden Verein SOS Homophobie von Herrn RA Rémy Rubaudo, Rechtsanwalt der Anwaltskammer von Paris, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 5. Dezember 2018;
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die für den als Nebenintervenienten auftretenden Verein Le planning familial von Frau RAin Safya Akorri, Rechtsanwältin der Anwaltskammer von Paris, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 5. Dezember 2018;
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die für den als Nebenintervenienten auftretenden Verein Act Up Paris von Herrn RA Yehudi Pelosi, Rechtsanwalt der Anwaltskammer von Paris, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 5. Dezember 2018;
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die für den als Nebenintervenienten auftretenden Verein Agir Conseiller Travailler Unifier Protéger Sud-Ouest von Frau RAin Sara Khoury und Herrn RA Benjamin Francos, Rechtsanwälte der Anwaltskammer von Toulouse, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 5. Dezember 2018;
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die für die als Nebenintervenienten auftretenden Vereinigungen Association européenne contre les violences faites aux femmes au travail und Collectif féministe contre le viol von Frau RAin Frédérique Pollet Rouyer, Rechtsanwältin der Anwaltskammer von Paris, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 5. Dezember 2018;
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die für die als Nebenintervenienten auftretenden Vereinigungen Arcat, Arap-Rubis, Autres regards, Avec nos aînées, Élus locaux contre le sida und Sidaction von Frau RAin Camille Escuillié, Rechtsanwältin der Anwaltskammer von Paris, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 5. Dezember 2018;
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die für den als Nebenintervenienten auftretenden Verein Trans Inter Action von Herrn RA Benjamin Gourvez, Rechtsanwalt der Anwaltskammer von Paris, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 5. Dezember 2018;
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die zusätzliche für die als Nebenintervenienten auftretenden Vereinigungen Amicale du nid, Zéromacho-Des hommes contre la prostitution, La Maison des femmes de Paris und Mémoire traumatique et victimologie von der Rechtsanwaltskanzlei Rocheteau und Uzan-Sarano eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 13. Dezember 2018;
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die zusätzliche für die als Nebenintervenienten auftretende Vereinigung Coalition pour l'abolition de la prostitution und die Stiftung Jean und Jeanne Scelles von der Rechtsanwaltskanzlei Delamarre und Jéhannin eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 19. Dezember 2018;
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die zusätzliche für die Antragsteller, die Vereinigungen Médecins du monde, Verband der Sexarbeiter/innen, Aides, Fédération parapluie rouge, Cabiria, Griselidis und Acceptess-t, sowie Herr Thierry S., Frau Giovanna R., Frau Marie S., Frau Christine D. und Frau Marianne C., von der Rechtsanwaltskanzlei Spinosi und Sureau eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 20. Dezember 2018;
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die zusätzliche für den als Nebenintervenienten auftretenden Verein Équipes d'action contre le proxénétisme et d'aide aux victimes von Herrn RA Haas, eingereichte Stellungnahme, eingetragen am 20. Dezember 2018;
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die weiteren zu den Verfahrensakten gegebenen Unterlagen.
Nachdem Herr RA Patrick Spinosi, beim Staatsrat und beim Kassationsgerichtshof zugelassener Anwalt, für Médecins du monde, elf weitere Antragsteller und den Verein Inter-LGBT, Frau RAin Thisse für Les amis du bus des femmes, Frau RAin Le Roy für Paloma, Herr RA Bouzenoune für Les roses d'acier, Herr RA Gardères für Frau Lauren S. und dreiundzwanzig weitere Nebenintervenienten, Herr RA Rubaudo für SOS Homophobie, Frau RAin Akorri für Le planning familial, Herr RA Pelosi für Act Up Paris, Frau RAin Célia Richard und Herr RA Jérôme Richard, Rechtsanwälte der Anwaltskammer von Paris, für Agir Conseiller Travailler Unifier Protéger Sud-Ouest, Frau RAin Escuillié für Arcat sowie fünf weitere als Nebenintervenienten auftretende Vereinigungen, Herr RA Gourvez für Trans Inter Action, Herr RA Manuel Delamarre, beim Staatsrat und beim Kassationsgerichtshof zugelassener Rechtsanwalt, für die Vereinigung Coalition pour l'abolition de la prostitution und einen weiteren Nebenintervenienten, Herr RA Cédric Uzan-Sarano, beim Staatsrat und beim Kassationsgerichtshof zugelassener Rechtsanwalt, für Amicale du nid und drei weitere als Nebenintervenienten auftretende Vereinigungen, Frau RAin Questiaux für Le mouvement du nid und zwei weitere als Nebenintervenienten auftretende Vereinigungen, Frau RAin Pollet Rouyer für Association européenne contre les violences faites aux femmes au travail und eine weitere als Nebenintervenient auftretende Vereinigung, Frau RAin Vanina Méplain, Rechtsanwältin der Anwaltskammer von Paris, für Équipes d'action contre le proxénétisme et d'aide aux victimes, sowie Herr Philippe Blanc, Beauftragter des Premierministers, im Rahmen der mündlichen Verhandlung vom 22. Januar 2019 gehört worden sind.
Und nachdem der Berichterstatter gehört worden ist:
AUFGRUND DER NACHFOLGENDEN ERWÄGUNGEN:
- Artikel 611-1 des Strafgesetzbuches in der Fassung des oben genannten Gesetzes vom 13. April 2016 lautet:
„Wer, selbst gelegentlich, gegen Entgelt oder das Versprechen eines Entgeltes, oder gegen die Erbringung einer Sachleistung oder das Versprechen einer solchen Sachleistung Geschlechtsverkehr von einer Person, die der Prostitution nachgeht, ersucht, annimmt oder erhält, wird mit der Geldstrafe für die Übertretungen fünfter Klasse bestraft.
„Natürliche Personen, die sich der in diesem Artikel vorgesehenen Übertretung strafbar gemacht haben, können auch mit den Nebenstrafen nach Artikel 131-16 und Artikel 131-17, Absatz 2 bestraft werden“.
- Artikel 225-12-1 des Strafgesetzbuches in der Fassung desselben Gesetzes bestimmt:
„Wer in nach den Voraussetzungen von Artikel 132-11, Absatz 2 rückfälliger Weise, selbst gelegentlich, gegen Entgelt oder das Versprechen eines Entgeltes, oder gegen die Erbringung einer Sachleistung oder das Versprechen einer solchen Sachleistung Geschlechtsverkehr von einer Person, die der Prostitution nachgeht, ersucht, annimmt oder erhält, wird mit einer Geldstrafe in Höhe von 3.750 Euro bestraft.
„Wer, selbst gelegentlich, gegen Entgelt oder das Versprechen eines Entgeltes, oder gegen die Erbringung einer Sachleistung oder das Versprechen einer solchen Sachleistung Geschlechtsverkehr von einer Person, die der Prostitution nachgeht, ersucht, annimmt oder erhält, wird mit drei Jahren Freiheitsstrafe und einer Geldstrafe in Höhe von 45.000 Euro bestraft, wenn diese Person minderjährig oder aufgrund einer Krankheit, eines Gebrechens, einer Behinderung oder einer Schwangerschaft in besonderer, in offensichtlicher oder in einer dem Täter bekannten Weise schutzbedürftig ist“.
- Die Vorschrift von Ziffer 9o von Artikel 131-16 des Strafgesetzbuches in der Fassung desselben Gesetzes bestimmt, dass die Rechtsverordnung, welche die Übertretung ahndet, die folgende Nebenstrafe vorsehen kann, wenn es sich bei dem Täter um eine natürliche Person handelt:
„Die Pflicht, gegebenenfalls auf eigene Kosten, an einem Sensibilisierungsseminar für den Kampf gegen den Kauf sexueller Dienstleistungen teilzunehmen“.
- Die Vorschrift von Ziffer 9o von Absatz I von Artikel 225-20 des Strafgesetzbuches in der Fassung desselben Gesetzes sieht vor, dass Personen, die eine der strafbaren Handlungen nach den Abschnitten 1 bis, 2, 2 bis, 2 ter und 2 quater von Kapitel V des Strafgesetzbuches über Straftaten gegen die Würde des Menschen begangen haben, auch mit der folgenden Nebenstrafe bestraft werden können:
„Die Pflicht, gegebenenfalls auf eigene Kosten, an einem Sensibilisierungsseminar für den Kampf gegen den Kauf sexueller Dienstleistungen teilzunehmen“.
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Die Antragsteller und einige der Nebenintervenienten rügen, diese Bestimmungen ahndeten jede Form des Kaufes sexueller Handlungen, auch wenn diese Handlungen einvernehmlich, zwischen Erwachsenen und in privaten Räumlichkeiten geschehen. Ein solch allgemeines und absolutes Verbot stelle einen Eingriff in die Freiheit der Prostituierten und deren Kunden dar, der nicht durch Erwägungen in Bezug auf die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, den Kampf gegen Zuhälterei und Menschenhandel oder den Schutz der Prostituierten zu rechtfertigen sei. Es folge daraus eine Verletzung des Rechts auf Achtung der Privatsphäre, sowie des sich daraus ergebenden Rechts auf Selbstbestimmung, auch der sexuellen Selbstbestimmung. Des Weiteren liege ein Verstoß gegen die Unternehmerfreiheit und gegen die Vertragsfreiheit vor. Schließlich tragen die Antragsteller und die sie unterstützenden Nebenintervenienten vor, die Kriminalisierung der Prostitution verstoße gegen die Grundsätze der Notwendigkeit und der Verhältnismäßigkeit von Strafen.
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Infolgedessen hat die vorrangige Frage zur Verfassungsmäßigkeit die Vorschrift des ersten Absatzes von Artikel 225-12-1 und den Artikel 611-1 des Strafgesetzbuches zum Gegenstand.
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Im Übrigen behaupten einige der Nebenintervenienten, die angegriffenen Vorschriften führten zu einer Verschärfung der Vereinzelung der Prostituierten, die ihr Gewerbe im Untergrund ausführen müssten und dadurch erhöhten Gefahren durch Gewalt durch ihre Kunden ausgesetzt seien und, um ihrer Tätigkeit weiter nachgehen zu können, gezwungen seien, hygienische Bedingungen hinzunehmen, die eine Verletzung ihres Rechts auf den Schutz der Gesundheit darstellten.
- Über die Rüge, die persönliche Freiheit sei verletzt:
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Artikel 2 der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 verkündet: „Das Ziel jeder politischen Vereinigung ist die Erhaltung der natürlichen und unveräußerlichen Menschenrechte. Diese Rechte sind Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung“. Artikel 4 der Erklärung bestimmt: „Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet. So hat die Ausübung der natürlichen Rechte eines jeden Menschen nur die Grenzen, die den anderen Gliedern der Gesellschaft den Genuss der gleichen Rechte sichern. Diese Grenzen können allein durch Gesetz festgelegt werden“.
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Es obliegt dem Gesetzgeber einerseits das Ziel von Verfassungsrang, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten und Straftaten zu verhindern, und andererseits die Ausübung der von der Verfassung verbürgten Freiheitsrechte, zu denen die von den Artikeln 2 und 4 der Erklärung von 1789 geschützte persönliche Freiheit zählt, miteinander in Einklang zu bringen.
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Der erste Absatz von Artikel 611-1 des Strafgesetzbuches schafft den Tatbestand des, selbst gelegentlichen, Ersuchens, Annehmens oder Erhaltens sexueller Handlungen durch eine der Prostitution nachgehenden Person gegen Entgelt oder das Versprechen eines Entgeltes beziehungsweise gegen die Erbringung einer Sachleistung oder das Versprechen einer solchen Sachleistung, und qualifiziert diesen Tatbestand als Übertretung. Artikel 225-12-1, Absatz 1 des Strafgesetzbuches stuft diesen Tatbestand im Falle einer gesetzlich definierten Rückfälligkeit als Vergehen ein.
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Zum einen geht aus den Vorarbeiten zu den angegriffenen Bestimmungen hervor, dass der Gesetzgeber mit diesen Vorschriften zur Ahndung des Kaufes sexueller Dienstleistungen der Zuhälterei ihre Einnahmequelle entziehen und somit gegen diese und gegen den den Zweck der sexuellen Ausbeutung verfolgenden Menschenhandel vorgehen wollte - kriminelle Handlungen, die auf Zwang und Unterdrückung von Menschen beruhen. Damit hat der Gesetzgeber den Schutz der Menschenwürde gegen diese Formen von Unterdrückung sichern wollen und das Ziel von Verfassungsrang verfolgt, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten und Straftaten zu verhindern.
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Zum anderen eröffnet Artikel 61-1 der Verfassung dem Verfassungsrat keinen allgemeinen Wertungs- und Gestaltungsspielraum wie den des Parlaments, sondern überträgt ihm lediglich die Zuständigkeit, über die Vereinbarkeit der ihm zur Prüfung vorgelegten Gesetze mit der Verfassung zu befinden. Als der Gesetzgeber jede Art der Inanspruchnahme von Prostitution unter Strafe gestellt hat, selbst wenn der Geschlechtsverkehr einvernehmlich, zwischen Erwachsenen und in privaten Räumlichkeiten vollzogen wird, so hat er die Auffassung vertreten, dass Menschen, die der Prostitution nachgehen, in ihrer überwiegenden Mehrheit Opfer von Zuhälterei und Menschenhandel seien und diese gegen diese Personen verübten Straftaten dadurch ermöglicht würden, dass es eine Nachfrage nach sexuellen Handlungen zu festgesetzten Preisen gebe. Als er mit dem gerügten Straftatbestand diese Nachfrage unter Strafe gestellt hat, hat der Gesetzgeber ein Mittel gewählt, das im Hinblick auf das verfolgte Ziel staatlicher Politik nicht offensichtlich unverhältnismäßig ist.
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Aus allen diesen Ausführungen folgt, dass der Gesetzgeber eine Abwägung zwischen der Gewährleistung der öffentliche Sicherheit und Ordnung und der Verhinderung von Straftaten sowie dem Schutz der Menschenwürde auf der einen Seite und der persönlichen Freiheit auf der anderen Seite vorgenommen hat, die nicht offensichtlich unverhältnismäßig ist. Daher ist die Rüge, diese Freiheit sei verletzt, zurückzuweisen.
- Bezüglich der weiteren Rügen:
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Zum Ersten bestimmt Artikel 8 der Erklärung von 1789: „Das Gesetz soll nur solche Strafen festsetzen, die offensichtlich unbedingt notwendig sind“. Wenngleich die Frage der Notwendigkeit der Strafen für bestimmte Straftaten in den Entscheidungsspielraum des Gesetzgebers fällt, so obliegt es dem Verfassungsrat zu gewährleisten, dass die angedrohte Strafe im Hinblick auf die begangene strafbare Handlung nicht offensichtlich unverhältnismäßig ist.
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Die angegriffenen Vorschriften ahnden die Inanspruchnahme von Prostitution mit einer Geldstrafe von 1.500 Euro, beziehungsweise 3.750 Euro bei Rückfälligkeit, und sehen auch gewisse Nebenstrafen vor. In Anbetracht der Art der unter Strafe gestellten Handlungen, sind die auf diese Weise vorgesehenen Strafen nicht offensichtlich unverhältnismäßig. Infolgedessen, und aus denselben wie den unter Nr. 11 und 12 aufgeführten Gründen, werden die Rügen verworfen, die Grundsätze der Notwendigkeit und der Verhältnismäßigkeit von Strafen seien verletzt.
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Zum zweiten bestimmt Absatz 11 der Präambel der Verfassung von 1946, dass die Nation „allen, vor allem den Kindern, den Müttern und den alten Arbeitern, den Schutz ihrer Gesundheit“ zusichert. Es steht dem Verfassungsrat nicht zu, die Einschätzung des Gesetzgebers in Bezug auf die gesundheitlichen Folgen der angegriffenen Bestimmungen für die Prostituierten durch seine eigene Bewertung zu ersetzen, da diese Einschätzung bei gegenwärtigem Stand der Erkenntnisse nicht offensichtlich unangemessen ist. Daher ist die Rüge zurückzuweisen, das Recht auf den Schutz der Gesundheit sei verletzt.
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Schließlich steht es dem Gesetzgeber frei, auf der Grundlage verfassungsrechtlicher Vorgaben oder des Allgemeinwohls Beschränkungen der sich aus Artikel 4 der Erklärung von 1789 ergebenden Unternehmerfreiheit vorzusehen, unter der Voraussetzung, dass dadurch keine im Hinblick auf das verfolgte Ziel unverhältnismäßigen Eingriffe entstehen.
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Aus denselben wie den unter Nr. 11 und 12 genannten Gründen sind die Rügen zu verwerfen, die Unternehmerfreiheit und die Vertragsfreiheit seien verletzt.
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Aus allen diesen Ausführungen ergibt sich, dass der erste Absatz von Artikel 225-12-1 und der Artikel 611-1 des Strafgesetzbuches, die weder das Recht auf Achtung der Privatsphäre noch andere von der Verfassung verbürgte Rechte und Freiheiten verkennen, für verfassungsgemäß erklärt werden.
ENTSCHEIDET DER VERFASSUNGSRAT:
Artikel 1.- Der erste Absatz von Artikel 225-12-1 sowie der Artikel 611-1 des Strafgesetzbuches, in der Fassung des Gesetzes Nr. 2016-444 vom 13. April 2016 zur besseren Bekämpfung des Prostitutionswesens und zur Betreuung von Prostituierten, sind verfassungskonform.
Artikel 2.- Diese Entscheidung wird im Amtsblatt der Französischen Republik veröffentlicht und gemäß den Vorschriften des Artikels 23-11 der oben genannten gesetzesvertretenden Verordnung vom 7. November 1958 zugestellt.
Beschlossen durch den Verfassungsrat in seiner Sitzung vom 31. Januar 2019, an der teilgenommen haben die Damen und Herren Laurent FABIUS, Präsident, Claire BAZY MALAURIE, Jean-Jacques HYEST, Lionel JOSPIN, Dominique LOTTIN, Corinne LUQUIENS, Nicole MAESTRACCI und Michel PINAULT.
Veröffentlicht am 1. Februar 2019.
Les abstracts
- 1. NORMES CONSTITUTIONNELLES
- 1.7. OBJECTIFS DE VALEUR CONSTITUTIONNELLE
- 1.7.1. Retenus
1.7.1.1. Sauvegarde de l'ordre public
Il appartient au législateur d'assurer la conciliation entre, d'une part, l'objectif de valeur constitutionnelle de sauvegarde de l'ordre public et de prévention des infractions et, d'autre part, l'exercice des libertés constitutionnellement garanties, au nombre desquelles figure la liberté personnelle protégée par les articles 2 et 4 de la Déclaration de 1789.
- 1. NORMES CONSTITUTIONNELLES
- 1.7. OBJECTIFS DE VALEUR CONSTITUTIONNELLE
- 1.7.1. Retenus
1.7.1.2. Recherche des auteurs d'infractions
Il appartient au législateur d'assurer la conciliation entre, d'une part, l'objectif de valeur constitutionnelle de sauvegarde de l'ordre public et de prévention des infractions et, d'autre part, l'exercice des libertés constitutionnellement garanties, au nombre desquelles figure la liberté personnelle protégée par les articles 2 et 4 de la Déclaration de 1789.
- 4. DROITS ET LIBERTÉS
- 4.3. DIGNITÉ DE LA PERSONNE HUMAINE
- 4.3.2. Applications
4.3.2.6. Proxénétisme et traite des êtres humains
Il appartient au législateur d'assurer la conciliation entre, d'une part, l'objectif de valeur constitutionnelle de sauvegarde de l'ordre public et de prévention des infractions et, d'autre part, l'exercice des libertés constitutionnellement garanties, au nombre desquelles figure la liberté personnelle résultant des articles 2 et 4 de la Déclaration de 1789. D'une part, il ressort des travaux préparatoires que, en faisant le choix par les dispositions contestées de pénaliser les acheteurs de services sexuels, le législateur a entendu, en privant le proxénétisme de sources de profits, lutter contre cette activité et contre la traite des êtres humains aux fins d'exploitation sexuelle, activités criminelles fondées sur la contrainte et l'asservissement de l'être humain. Il a ainsi entendu assurer la sauvegarde de la dignité de la personne humaine contre ces formes d'asservissement et poursuivi l'objectif de valeur constitutionnelle de sauvegarde de l'ordre public et de prévention des infractions. D'autre part, l'article 61-1 de la Constitution ne confère pas au Conseil constitutionnel un pouvoir général d'appréciation et de décision de même nature que celui du Parlement mais lui donne seulement compétence pour se prononcer sur la conformité à la Constitution des lois déférées à son examen. Si le législateur a réprimé tout recours à la prostitution, y compris lorsque les actes sexuels se présentent comme accomplis librement entre adultes consentants dans un espace privé, il a considéré que, dans leur très grande majorité, les personnes qui se livrent à la prostitution sont victimes du proxénétisme et de la traite et que ces infractions sont rendues possibles par l'existence d'une demande de relations sexuelles tarifées. En prohibant cette demande par l'incrimination contestée, le législateur a retenu un moyen qui n'est pas manifestement inapproprié à l'objectif de politique publique poursuivi. Par conséquent, le législateur a assuré une conciliation qui n'est pas manifestement déséquilibrée entre, d'une part, l'objectif de valeur constitutionnelle de sauvegarde de l'ordre public et de prévention des infractions et la sauvegarde de la dignité de la personne humaine et, d'autre part, la liberté personnelle.
- 4. DROITS ET LIBERTÉS
- 4.10. AUTRES DROITS ET PRINCIPES SOCIAUX
- 4.10.5. Principe de protection de la santé publique
- 4.10.5.2. Applications
4.10.5.2.10. Autres
Il n'appartient pas au Conseil constitutionnel de substituer son appréciation à celle du législateur sur les conséquences sanitaires pour les personnes prostituées des dispositions contestées, qui pénalisent tout recours à la prostitution, dès lors que cette appréciation n'est pas, en l'état des connaissances, manifestement inadéquate. Rejet du grief tiré de la méconnaissance du droit à la protection de la santé.
- 4. DROITS ET LIBERTÉS
- 4.13. LIBERTÉ CONTRACTUELLE ET DROIT AU MAINTIEN DE L'ÉCONOMIE DES CONVENTIONS LÉGALEMENT CONCLUES
- 4.13.1. Liberté contractuelle
- 4.13.1.3. Conciliation du principe
4.13.1.3.3. Avec des règles, principes ou objectifs de valeur constitutionnelle
Pour les mêmes motifs que ceux énoncés aux paragraphes 11 et 12 de la décision, qui font notamment référence à l'objectif de valeur constitutionnelle de sauvegarde de l'ordre public et de prévention des infractions et à la sauvegarde de la dignité de la personne humaine, les griefs tirés de la méconnaissance de la liberté d'entreprendre et de la liberté contractuelle par les dispositions réprimant tout recours à la prostitution doivent être écartés.
- 4. DROITS ET LIBERTÉS
- 4.19. LIBERTÉ PERSONNELLE
4.19.13. Liberté personnelle et pénalisation du recours à la prostitution
Alors que les requérants invoquaient un "droit à l'autonomie personnelle" et un droit à "la liberté sexuelle" qui découleraient du droit au respect de la vie privée, le Conseil constitutionnel contrôle au regard de la liberté personnelle les dispositions contestées, réprimant les clients des personnes prostituées. Il appartient au législateur d'assurer la conciliation entre, d'une part, l'objectif de valeur constitutionnelle de sauvegarde de l'ordre public et de prévention des infractions et, d'autre part, l'exercice des libertés constitutionnellement garanties, au nombre desquelles figure la liberté personnelle résultant des articles 2 et 4 de la Déclaration de 1789. D'une part, il ressort des travaux préparatoires que, en faisant le choix par ces dispositions de pénaliser les acheteurs de services sexuels, le législateur a entendu, en privant le proxénétisme de sources de profits, lutter contre cette activité et contre la traite des êtres humains aux fins d'exploitation sexuelle, activités criminelles fondées sur la contrainte et l'asservissement de l'être humain. Il a ainsi entendu assurer la sauvegarde de la dignité de la personne humaine contre ces formes d'asservissement et poursuivi l'objectif de valeur constitutionnelle de sauvegarde de l'ordre public et de prévention des infractions. D'autre part, l'article 61-1 de la Constitution ne confère pas au Conseil constitutionnel un pouvoir général d'appréciation et de décision de même nature que celui du Parlement mais lui donne seulement compétence pour se prononcer sur la conformité à la Constitution des lois déférées à son examen. Si le législateur a réprimé tout recours à la prostitution, y compris lorsque les actes sexuels se présentent comme accomplis librement entre adultes consentants dans un espace privé, il a considéré que, dans leur très grande majorité, les personnes qui se livrent à la prostitution sont victimes du proxénétisme et de la traite et que ces infractions sont rendues possibles par l'existence d'une demande de relations sexuelles tarifées. En prohibant cette demande par l'incrimination contestée, le législateur a retenu un moyen qui n'est pas manifestement inapproprié à l'objectif de politique publique poursuivi. Par conséquent, le législateur a assuré une conciliation qui n'est pas manifestement déséquilibrée entre, d'une part, l'objectif de valeur constitutionnelle de sauvegarde de l'ordre public et de prévention des infractions et la sauvegarde de la dignité de la personne humaine et, d'autre part, la liberté personnelle.
- 4. DROITS ET LIBERTÉS
- 4.21. LIBERTÉS ÉCONOMIQUES
- 4.21.2. Liberté d'entreprendre
- 4.21.2.5. Conciliation du principe
4.21.2.5.4. Avec des règles, principes ou objectifs de valeur constitutionnelle
Pour les mêmes motifs que ceux énoncés aux paragraphes 11 et 12 de la décision, qui font notamment référence à l'objectif de valeur constitutionnelle de sauvegarde de l'ordre public et de prévention des infractions et à la sauvegarde de la dignité de la personne humaine, les griefs tirés de la méconnaissance de la liberté d'entreprendre et de la liberté contractuelle par les dispositions réprimant tout recours à la prostitution doivent être écartés.
- 4. DROITS ET LIBERTÉS
- 4.23. PRINCIPES DE DROIT PÉNAL ET DE PROCÉDURE PÉNALE
- 4.23.3. Principes de nécessité et de proportionnalité
- 4.23.3.2. Absence de méconnaissance des principes de nécessité et de proportionnalité des peines
4.23.3.2.1. Détermination des infractions et des peines
Les dispositions contestées punissent le recours à la prostitution d'une amende de 1 500 euros, portée à 3 750 euros en cas de récidive, ainsi que de certaines peines complémentaires. Au regard de la nature des comportements réprimés, les peines ainsi instituées ne sont pas manifestement disproportionnées. Par conséquent, et pour les motifs énoncés aux paragraphes 11 et 12 de la décision (qui font notamment référence à l'objectif de valeur constitutionnelle de sauvegarde de l'ordre public et de prévention des infractions et à la sauvegarde de la dignité de la personne humaine), les griefs tirés de la méconnaissance de la liberté d'entreprendre et de la liberté contractuelle par les dispositions réprimant tout recours à la prostitution doivent être écartés.
- 11. CONSEIL CONSTITUTIONNEL ET CONTENTIEUX DES NORMES
- 11.6. QUESTION PRIORITAIRE DE CONSTITUTIONNALITÉ
- 11.6.3. Procédure applicable devant le Conseil constitutionnel
- 11.6.3.5. Détermination de la disposition soumise au Conseil constitutionnel
11.6.3.5.1. Délimitation plus étroite de la disposition législative soumise au Conseil constitutionnel
Saisi d'une question prioritaire de constitutionnalité portant sur le 9° bis de l'article 131-16, l'article 225-12-1, le 9° du paragraphe I de l'article 225-20 et l'article 611-1 du code pénal, le Conseil constitutionnel juge que cette question porte uniquement sur le premier alinéa de l'article 225-12-1 et sur l'article 611-1 du code pénal.
- 11. CONSEIL CONSTITUTIONNEL ET CONTENTIEUX DES NORMES
- 11.7. EXAMEN DE LA CONSTITUTIONNALITÉ
- 11.7.1. Nature du contrôle
11.7.1.1. Pouvoir d'appréciation conféré au Conseil constitutionnel
L'article 61-1 de la Constitution ne confère pas au Conseil constitutionnel un pouvoir général d'appréciation et de décision de même nature que celui du Parlement mais lui donne seulement compétence pour se prononcer sur la conformité à la Constitution des lois déférées à son examen. Si le législateur a réprimé tout recours à la prostitution, y compris lorsque les actes sexuels se présentent comme accomplis librement entre adultes consentants dans un espace privé, il a considéré que, dans leur très grande majorité, les personnes qui se livrent à la prostitution sont victimes du proxénétisme et de la traite et que ces infractions sont rendues possibles par l'existence d'une demande de relations sexuelles tarifées. En prohibant cette demande par l'incrimination contestée, le législateur a retenu un moyen qui n'est pas manifestement inapproprié à l'objectif de politique publique poursuivi.
- 11. CONSEIL CONSTITUTIONNEL ET CONTENTIEUX DES NORMES
- 11.7. EXAMEN DE LA CONSTITUTIONNALITÉ
- 11.7.2. Conditions de prise en compte d'éléments extrinsèques au texte de la loi
- 11.7.2.2. Référence aux travaux préparatoires
11.7.2.2.3. Référence aux travaux préparatoires de la loi déférée
Il ressort des travaux préparatoires que, en faisant le choix par les dispositions contestées de pénaliser les acheteurs de services sexuels, le législateur a entendu, en privant le proxénétisme de sources de profits, lutter contre cette activité et contre la traite des êtres humains aux fins d'exploitation sexuelle, activités criminelles fondées sur la contrainte et l'asservissement de l'être humain.
- 11. CONSEIL CONSTITUTIONNEL ET CONTENTIEUX DES NORMES
- 11.7. EXAMEN DE LA CONSTITUTIONNALITÉ
- 11.7.3. Étendue du contrôle
- 11.7.3.2. Limites reconnues au pouvoir discrétionnaire du législateur
11.7.3.2.2. État des connaissances et des techniques
Il n'appartient pas au Conseil constitutionnel de substituer son appréciation à celle du législateur sur les conséquences sanitaires pour les personnes prostituées des dispositions contestées réprimant tout recours à la prostitution, dès lors que cette appréciation n'est pas, en l'état des connaissances, manifestement inadéquate. Le grief tiré de la méconnaissance du droit à la protection de la santé doit donc être écarté.